Professor Layton und sein Nachwuchsdetektiv haben es vorgemacht: Rätselspiele können nicht nur Hirnschmalz fordern und als Pausenfüller dienen, sondern auch eine spannende Geschichte erzählen. Das versucht auch das Nintendo DS-Abenteuer Das Geheimnis von Dragonville: May’s Mystery, das endlich auch auf dem heimischen PC einkehrt.
Die PC-Knobeltour ist nahezu eine Eins-zu-eins-Kopie der Nintendo DS-Version, an der Geschichte hat sich dementsprechend nichts verändert. Im Intro begleiten wir die gescheite May und ihren kleinen Bruder Tery bei einem aufregenden Heissluftballonflug, bis plötzlich der Kahn abstürzt und sich May benommen auf einer Wiese wiederfindet. Vom Ballon und von ihrem Bruder keine Spur. Nur ein handgeschriebener Zettel liegt zu ihren Füssen. Offensichtlich ist Tery in die nahe Stadt Dragonville geschlendert. Doch als wir dort ankommen, treffen wir nur einen geistig verwirrten Ex-Bürgermeister und kuriose Einwohner, die einen seltsamen Groll gegen Kinder hegen. Unheimlich!
Natürlich gestaltet sich die Suche nach dem kleinen Bruder als ausgesprochen verzwickte Detektivarbeit. So müssen wir ähnlich wie in der Professor Layton-Serie hunderte Rätsel lösen, um schliesslich hinter das Geheimnis von Dragonville zu kommen. Das macht dank abwechslungsreicher Schauplätze und vertonter Dialoge auch jede Menge Spass, obschon der Krimi, in den das Spiel seine Kopfnüsse bettet, nicht so fesselnd ausfällt wie beim grossen Vorbild.
Dafür kann Das Geheimnis von Dragonville: May’s Mystery bei den Aufgaben auftrumpfen: Satte 270 Logikrätsel, Geschicklichkeitstests, Zeichenkurse, Rhythmus- und Wimmelbildspiele wollen gelöst werden – eines kniffliger als das andere. Knacken wir eine Kopfnuss ohne fremde Hilfe, erhalten wir Hinweispunkte, mit denen wir bis zu zwei Tipps freischalten dürfen. Wem die grauen Zellen dennoch im Stich lassen, der darf im Casual-Modus sogar Rätsel überspringen und sie im hübsch aufgelisteten Tagebuch auch später noch wagen. Blöd indes: Weil wir die jeweilige Lösung am Ende nicht erklärt bekommen, nutzt auch stupides Herumprobieren nichts – wir tappen danach weiterhin im Dunkeln. Ganz anders die Professor-Layton-Spiele, die jede Knobelei noch einmal nachvollziehbar veranschaulichen.
Da wir bei einem PC-Spiel in der Regel nicht mit einem Stift auf unseren Bildschirm tatschen, haben die Entwickler die Bedienung angepasst. So sehen wir mit einem Mausklick alle Interaktionsobjekte und wechseln die Schauplätze ebenso simpel wie bei einem Adventure. Andererseits verkommt die Steuerung gerade bei den Streichholzaufgaben zur nervigen Zerreissprobe: Damit das Spiel unsere Lösung akzeptiert, muss wirklich jedes Hölzchen winkelmessergerecht an dem anderen liegen. Die Fülle an Aufgaben sowie die animierten Zwischensequenzen lassen uns derartige Schnitzer aber schnell vergessen.
Fazit: Das Geheimnis von Dragonville: May’s Mystery macht dank angepasster Bedienung auch auf dem PC eine gute Figur. Die zahlreichen Rätsel sind stets gut in die Handlung eingebettet und passen zum jeweiligen Geschehen. Trotz der regelrechten Aufgabenflut haben mir die Professor Layton-Spiele aber einen Tick besser gefallen. Auch, weil dort die Rätselschwierigkeit nicht so sehr schwankt und mir die Lösung noch einmal vor Augen geführt wird. Die animierten und klasse vertonten Zwischensequenzen stehen denen des grossen Vorbilds aber in nichts nach. Ein Rätselspass für die ganze Familie.