Das Geheimnis von Dragonville

24 05 2012

Professor Layton und sein Nachwuchsdetektiv haben es vorgemacht: Rätselspiele können nicht nur Hirnschmalz fordern und als Pausenfüller dienen, sondern auch eine spannende Geschichte erzählen. Das versucht auch das Nintendo DS-Abenteuer Das Geheimnis von Dragonville: May’s Mystery, das endlich auch auf dem heimischen PC einkehrt.

Die PC-Knobeltour ist nahezu eine Eins-zu-eins-Kopie der Nintendo DS-Version, an der Geschichte hat sich dementsprechend nichts verändert. Im Intro begleiten wir die gescheite May und ihren kleinen Bruder Tery bei einem aufregenden Heissluftballonflug, bis plötzlich der Kahn abstürzt und sich May benommen auf einer Wiese wiederfindet. Vom Ballon und von ihrem Bruder keine Spur. Nur ein handgeschriebener Zettel liegt zu ihren Füssen. Offensichtlich ist Tery in die nahe Stadt Dragonville geschlendert. Doch als wir dort ankommen, treffen wir nur einen geistig verwirrten Ex-Bürgermeister und kuriose Einwohner, die einen seltsamen Groll gegen Kinder hegen. Unheimlich!

Natürlich gestaltet sich die Suche nach dem kleinen Bruder als ausgesprochen verzwickte Detektivarbeit. So müssen wir ähnlich wie in der Professor Layton-Serie hunderte Rätsel lösen, um schliesslich hinter das Geheimnis von Dragonville zu kommen. Das macht dank abwechslungsreicher Schauplätze und vertonter Dialoge auch jede Menge Spass, obschon der Krimi, in den das Spiel seine Kopfnüsse bettet, nicht so fesselnd ausfällt wie beim grossen Vorbild.

Dafür kann Das Geheimnis von Dragonville: May’s Mystery bei den Aufgaben auftrumpfen: Satte 270 Logikrätsel, Geschicklichkeitstests, Zeichenkurse, Rhythmus- und Wimmelbildspiele wollen gelöst werden – eines kniffliger als das andere. Knacken wir eine Kopfnuss ohne fremde Hilfe, erhalten wir Hinweispunkte, mit denen wir bis zu zwei Tipps freischalten dürfen. Wem die grauen Zellen dennoch im Stich lassen, der darf im Casual-Modus sogar Rätsel überspringen und sie im hübsch aufgelisteten Tagebuch auch später noch wagen. Blöd indes: Weil wir die jeweilige Lösung am Ende nicht erklärt bekommen, nutzt auch stupides Herumprobieren nichts – wir tappen danach weiterhin im Dunkeln. Ganz anders die Professor-Layton-Spiele, die jede Knobelei noch einmal nachvollziehbar veranschaulichen.

Da wir bei einem PC-Spiel in der Regel nicht mit einem Stift auf unseren Bildschirm tatschen, haben die Entwickler die Bedienung angepasst. So sehen wir mit einem Mausklick alle Interaktionsobjekte und wechseln die Schauplätze ebenso simpel wie bei einem Adventure. Andererseits verkommt die Steuerung gerade bei den Streichholzaufgaben zur nervigen Zerreissprobe: Damit das Spiel unsere Lösung akzeptiert, muss wirklich jedes Hölzchen winkelmessergerecht an dem anderen liegen. Die Fülle an Aufgaben sowie die animierten Zwischensequenzen lassen uns derartige Schnitzer aber schnell vergessen.

Fazit: Das Geheimnis von Dragonville: May’s Mystery macht dank angepasster Bedienung auch auf dem PC eine gute Figur. Die zahlreichen Rätsel sind stets gut in die Handlung eingebettet und passen zum jeweiligen Geschehen. Trotz der regelrechten Aufgabenflut haben mir die Professor Layton-Spiele aber einen Tick besser gefallen. Auch, weil dort die Rätselschwierigkeit nicht so sehr schwankt und mir die Lösung noch einmal vor Augen geführt wird. Die animierten und klasse vertonten Zwischensequenzen stehen denen des grossen Vorbilds aber in nichts nach. Ein Rätselspass für die ganze Familie.





Coloropus

15 05 2012

Die Farbe macht’s: Im Independent-Spielchen Coloropus begeben wir uns in die Tiefen des Meeres und lösen Rätsel, indem wir wie im Kunstunterricht der Grundschule diverse Farben mischen. Was simpel klingt, entpuppt sich im Kurztest als überraschend kniffliges Unterwasserabenteuer und ist zudem vollkommen kostenlos.

In Coloropus schlüpfen wir in den gleichnamigen Tintenfisch, der nichts lieber macht, als zusammen mit seiner Freundin Pinky durch den Ozean zu schwimmen. Eines Tages jedoch geraten sie in fremde Gewässer, wo sich Menschen mit den beiden Kraken einen Scherz erlauben. Es kommt, wie es kommen muss: Die Wege der beiden Meerespolypen trennen sich und wir müssen unsere Liebste retten. So weit, so banal. Doch Coloropus vermag die Suche nach der Herzensdame charmant zu verpacken. Statt Dialogen lauschen wir etwa unverständlichen Blubberlauten. Und an die Stelle von Videosequenzen treten minimalistische Gedankenblasen.

Um das Krakenpaar wieder zu vereinen, müssen wir allerhand Rätsel lösen. Farbrätsel, um genau zu sein, denn jedem Seetang, jedem Stein, der uns den Weg versperrt, wohnt eine bestimmte Farbe inne. Wir können nur passieren, wenn wir die entsprechende Tinte in uns tragen. Coloropus kann nämlich bis zu zwei Farbkleckse einsaugen und sie auf Knopfdruck, nun ja, auspupsen. Dabei lassen sich die unterschiedlichen Töne auch mischen. Verleiben wir uns etwa eine rote Sardine ein und futtern anschliessend ein blaues Plankton, düsen wir fortan als violetter Oktopus durchs Wasser. Pupsen, pardon, schiessen können wir die Farbe jedoch nur, wenn wir zuvor genügend „Meeresfrüchte“ (etwa Weintrauben, Zitronen oder Melonen) gesammelt haben.

Das mag simpel klingen, in der Praxis gestaltet sich der Kunstunterricht unter Wasser aber ausgesprochen knifflig. Farben sowie energiespendendes Obst müssen wir uns erst mühsam zusammensuchen. Neben der Frage, wie man die jeweilige Kopfnuss knackt, beschäftigt uns also vor allem jene, wie wir an die passende Färbung gelangen. Und genau hier liegt die Krux des Spiels, denn die Hilfefunktion spuckt nur eklatante Hinweise aus, die uns kaum etwas nützen. Zudem nervt es tierisch, ständig wirr durchs Wasser zu rudern und allenthalben von zähnefletschenden Piranhas zerpflückt zu werden.

Da es nur einen Speicherstand gibt, der obendrein automatisch erstellt wird, können wir nach dem Ableben auch nicht mal eben nachladen. Stattdessen quälen wir uns durch hinterhältige Kopfnüsse des Flammenmeeres beziehungsweise öffnen die Himmelspforte im Tintenfischolymp – je nachdem welche Karmapunkte wir angesammelt haben. Dennoch: Das ständige Sterben bringt einen zur Weissglut. Die latent zickige Steuerung tut da ihr Übriges.

Spass macht die Unterwasserodyssee trotzdem. Man möchte einfach weiterkommen, neue Meeresgebiete erforschen, Pinky aus der verschlossenen Limonadenflasche befreien. Nebenbei zermartern wir uns den Schädel, wie wir an die diversen Bonuskügelchen gelangen, mit denen wir etwa unsere Gesundheit oder unser Schwimmtempo steigern. Nach maximal vier bis fünf Stunden sind die beiden Kopffüsser wieder vereint. Für ein kostenloses Spiel völlig in Ordnung.

Fazit: Ich muss gestehen, Coloropus hat mich zuweilen in den Wahnsinn getrieben. Nicht, weil ich die Farbrätsel nicht knacken konnte, sondern weil mein schwachbrüstiger Tintenfisch ständig ins Plankton gebissen hat und ich mich aus den Tiefen der Hölle emporknobeln musste. Das bremst den Spielfluss gehörig aus. Auch die ewige Suche nach der passenden Farbe (oder dem Farbpaar) sorgt für Frust. Andererseits sind die Rätsel sowie das generelle Spielprinzip überraschend originell geraten. Es macht Spass, Coloropus bei seiner Rettungsaktion zu unterstützen. Wer gerne knobelt und über kleinere Mankos hinwegsehen kann, sollte sich dieses charmante und zudem völlig kostenlose Abenteuer anschauen.





Straßen des Glücks

11 02 2012

In Strassen des Glücks verquickt Nintendo die bekanntesten Spielwelten aus dem Mario- und Dragon Quest-Universum mit den Regeln des Brettspielklassikers Monopoly. Dementsprechend schnell finden wir uns in der Klempnerversion zurecht, denn nach wie vor dreht sich alles ums gnadenlose Abkassieren der Mitspieler. Das funktioniert auch auf der Nintendo Wii wunderbar. Die Faszination der Brettspielvorlage möchte dennoch nicht richtig überspringen.

Was gibt es Schöneres, als mit Freunden und Familie am Nachmittagstisch in Omas Kuchen zu beissen und sich gemeinsam in einem Brettspiel zu verlieren? Ein Klassiker dürfte vor allem Wirtschaftsfans und unnachgiebigen Spitzbuben im Gedächtnis geblieben sein. Wer kennt es nicht: Mit einem Männlein im Viereck laufen, Häuschen bauen (und später ganze Hotelstrassen hochziehen), stets die verschiedenen Farben im Überblick behalten und sich bloss vom überzogen teuren Pflaster der Mitspieler fernhalten – Monopoly ist eine Spassgranate unter den Gesellschaftsspielen und bis heute in unzähligen Variationen ein Kassenschlager.

Um dieses Gefühl auf den heimischen Bildschirm zu transferieren, hat an Strassen des Glücks sogar Dragon Quest-Erfinder Yuji Horii höchstpersönlich mitgewirkt. Doch die Rechnung geht nicht auf, denn bei einer Videospielumsetzung fällt das eifrige Würfeln um die richtige Augenzahl ebenso flach wie das freudige Sortieren und Aufstellen der eigenen Plastikbauten. Statt eine der putzigen Figürchen hält man plötzlich den Controller in der Hand, und anstelle von Papiergeldhaufen blicken wir nur noch auf eine Summe digitaler Ziffern. Seufz.

Lediglich den wirtschaftlichen Wettbewerb fängt Strassen des Glücks ebenso gut ein. Dazu spielen wir natürlich am besten mit drei Mitspielern, andernfalls springt der Computer als Gegner ein, oder wir suchen uns welche übers Internet. Die grosse Stärke des Spiels sind seine mannigfaltigen Spielbretter, die allesamt bekannten Schauplätzen der Mario- und Dragon Quest-Marke nachempfunden wurden. Das Ziel ist jedoch immer dasselbe: So viel Kohle scheffeln wie möglich, und mit klug platzierten Strassen seine Kontrahenten abziehen. Wer die vier verschiedenen Farbsymbole auf der Karte einheimst und anschliessend wieder zur Bank flitzt, wird befördert und erhält ein zusätzliches Taschengeld. Darüber hinaus sorgen gelegentliche Minispiele für Laune und bringen etwas Pepp in die ansonsten nintendotypisch bemühte Präsentation samt jauchzenden Charakteren, deren nerviger Dialoge wir schnell überdrüssig werden.

Obwohl wir das Spielziel – das meistens das Anhäufen einer gewissen Geldsumme beziehungsweise den Bankrott eines Mitspielers verlangt – selbst festlegen dürfen, ufern die Partien oft in stundenlanges Controller-Weiterreichen und Abwarten aus. Schade auch, dass sich die zahlreichen Spielfiguren ausser optisch nicht sonderlich voneinander unterscheiden. So macht es beispielsweise keinen Unterschied, ob wir als Yoshi, Dragonball-Verschnitt mit Stachelfrisur, oder mit unserem Mii-Ebenbild um die teuerste Strasse pokern. Apropos: Für geübte Spieler hält Strassen des Glücks einen erweiteren Modus bereit, in dem man sich zusätzlich mit Aktien eindecken und mit etwas Glück und wirtschaftlichem Geschick einen Batzen Kohle verdienen kann. Aber mal ehrlich: Ohne Papiergeld ist das ziemlich uncool.

Fazit: Videospielumsetzungen von Brettspielen sind immer so eine Sache: Sie erinnern zwar unweigerlich ans Original und bereichern es mit den Vorzügen interaktiver Unterhaltung, das Flair der Vorlage können sie aber nur schwer einfangen. Daran hat auch Strassen des Glücks zu knabbern. Es ist eben doch etwas ganz anderes, wenn man mit Omas Kuchen am Tisch sitzt und echte Scheinchen zählt, anstatt auf dem Sofa zu hocken und die Augen zukneifen zu müssen, damit man die zuweilen kleinen Bildschirmanzeigen überhaupt verfolgen kann. Wer auf Nintendo-Charaktere im Allgemeinen und auf Monopoly in einer würzigeren Note im Besonderen steht, darf einen Blick riskieren. Alle anderen kramen lieber das Brettspiel aus ihrem Schrank.





Move Fitness

21 12 2011

Weihnachten steht vor der Tür, und der fettige Braten auf dem Tisch. Die Plätzchen werden gebacken, die Naschteller gefüllt – und die schlanke Linie vernachlässigt. Wer regelmässig ins Fitnesstudio geht, weiss, dass dort nach den Feiertagen mehr geschwitzt wird, als in einem türkischen Dampfbad. Auch Move Fitness für die PlayStation 3 will einem das Fettverbrennen erleichtern und bietet neben zahlreichen Sportübungen auch einen persönlichen Trainer sowie individuelle Trainingspläne. Noch nie sind mithilfe zweier Leuchtkugeln die Pfunde schneller gepurzelt.

Zu Beginn gleich ein Manko: Move Fitness basiert auf der PlayStation Move-Steuerung und kann ausschliesslich mit zwei Move-Controllern gespielt werden. Wer also nur eines dieser Fuchtellämpchen daheim hat, kann die Schweissbänder gleich wieder abstreifen, denn jede Disziplin setzt den Einsatz beider Hände voraus. Ein Umstand, über den das Spiel fairerweise bereits auf dem Cover informiert, zumal Move Fitness zusätzlich im Bundle mit zwei Move-Controllern erhältlich ist.

Sind die Batterien geladen, das Zimmer abgedunkelt und die Move-Controller kalibriert, kann es losgehen. Satte 27 Übungen stehen zur Auswahl, eine anstrengender als die andere. Da schmettern wir etwa dicke Medizinbälle über Ziellinien, malträtieren Steinblöcke oder Holzpuppen mit Boxhandschuhen, werfen Körbe beim Basketball, oder springen vor dem Bildschirm wie ein Hampelmann herum. Derweil informieren uns übersichtliche Spielanzeigen nicht nur über den aktuellen Punktestand, sondern auch über die momentane Herz-Kreislauf-Belastung sowie die verbrannten Kalorien. Deren Glaubwürdigkeit darf (oder sollte) in einem Videospiel allerdings angezweifelt werden.

Trotzdem kommt man bei Move Fitness ordentlich ins Schwitzen, denn bleiben wir im Rhythmus oder erhöhen wir unser Tempo, aktivieren wir den Turbomodus und somit einen beachtlichen Punktemultiplikator. Zudem hagelt es Zähler für perfekte Trefferserien, besonders harte Schläge oder das Überbieten der eigenen Bestleistung. Das klappt hervorragend und motiviert kurzweilig, obwohl es nur einen Schwierigkeitsgrad gibt. Dafür werden alle Sportarten anhand bebilderter Anleitungen ausführlich vom Trainer erklärt, der übrigens auch während des Trainings den einen oder anderen Kommentar ablässt, uns dank eines üppigen Wortschatzes im Test aber nie auf die Nerven ging.

Herzstück des Spiels ist der Programmmanager, in dem wir uns für einen von vielen vorgefertigten Trainingsplänen entscheiden oder kurzerhand unseren eigenen basteln. Danach geht es in schnell wechselnden Übungen den Pfunden an den Kragen. Je nach Laune und Tageszeit dauert das Training 10 bis 30 Minuten und hinterlässt sichtliche Spuren. Der Autor dieser Zeilen hat trotz einer gewissen Fitness mehr Wasser verloren als eine Schwangere bei der Geburt. Daher empfiehlt das Spiel regelmässige Pausen und erinnert immer wieder ans Trinken. Was Sportmuffel indes herzlich wenig interessiert, denn Move Fitness versäumt es, den Spieler zu belohnen. Keine freischaltbaren Extras oder Disziplinen, keine Minispiele, kein Anreiz: Wem der Spass am Sport nicht Motivation genug ist, der wird auch mit zwei Leuchtkugeln nicht zum Athleten.

Fazit: Sicher, Move Fitness bietet 27 abwechslungsreiche Muskelaufbau- und Kreislaufübungen. Sicher, die Disziplinen machen Spass und können abwechselnd mit bis zu drei Mitspielern absolviert werden. Und sicherlich wird der eine oder andere ein paar Stunden damit verbringen, seinen individuellen Trainingsplan anzufertigen. Aber eben auch nur für ein paar Stunden, denn Move Fitness gibt einem keinen Anreiz. Warum soll ich mich vor dem Bildschirm zu Tode strampeln, wenn ich dafür nicht belohnt werde? Fit halten kann ich mich auch an der frischen Luft. Von einem motivierenden Videospiel verspreche ich mir hingegen Minispiele, zusätzliche Übungen, neue Kostüme oder weiss der Teufel was. Und diesbezüglich versagt Move Fitness vollkommen. Dann lieber doch „richtigen“ Sport machen!





Toki Tori

30 11 2011

Anno 2070, Battlefield 3 und nun auch noch Skyrim – herrje, wer soll denn das alles spielen? Angesichts der momentanen Spieleflut platzt der Sack des Weihnachtsmanns aus allen Nähten. Bis zur Bescherung ist allerdings noch etwas Zeit, die man sich wunderbar mit dem PSN-Knobelspiel Toki Tori versüssen kann.

Toki Tori ist ein typisches Puzzlespielchen und beginnt ohne grosse Umschweife mit der ersten Aufgabe: Es geht stets darum, mit einem knuffigen Küken die in den Levels verteilten Eier einzusammeln. Klingt langweilig? Mitnichten, denn Toki Tori strapaziert unsere grauen Zellen und stellt uns jedes Mal vor knifflige Herausforderungen. Das fängt schon damit an, dass das Vögelchen weder springen noch fliegen kann und wir stets für einen Weg über Bodenlöcher und Lava-Abgründe der teils verwinkelten 2D-Kulissen sorgen müssen. Und so bauen wir Brücken, teleportieren uns auf andere Ebenen und frosten nervende Stachelschweine mit der Eiskanone. Doch Vorsicht: Der Einsatz derartiger Hilfsmittelchen ist streng limitiert.

Haben wir eine Herausforderung gemeistert, schalten wir die nächste frei. Über 80 Levels und 4 abwechslungsreiche Welten hat Toki Tori zu bieten. So klettern wir im Wald etwa über Baumstämme und planschen in Flussläufen, während uns im Spukschloss vornehmlich düstere Kerker erwarten. Dabei birgt jeder Schauplatz neue Gefahren und Rätsel, die einiges an Hirnschmalz erfordern. Je weiter wir voranschreiten, desto mehr Fähigkeiten schalten wir für den Flattermann frei. Anfangs können wir lediglich kleine Holztreppchen bauen. Später gesellen sich unter anderem Geisterfallen, Steinschalter und ein Staubsauger zum Rätselrepertoire.

Obwohl sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen hält, führt immer nur eine Lösung zum Ziel. Eigene Fehler erkennt man jedoch erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Daher wird die Rückspulfunktion, mit der man Patzer wieder ungeschehen machen kann, zum Freund in der Not. Manchmal will es aber einfach nicht Klick machen: Hat man partout zu viele Bretter vorm Kopf, darf man einen Joker zücken und einen Level überspringen. Zudem bringt uns ein Trainingsmodus in speziellen Knobelpassagen die Spezialfähigkeiten näher. Wer’s hingegen etwas anspruchsvoller mag, der darf sich nach dem Durchspielen an besonders harten Missionen die Zähne ausbeissen.

Durch die vier Welten hat man sich zwar schnell gerätselt, aufgrund der Bonusmissionen sowie der teils heftigen Kopfnüsse unterhält Toki Tori aber zumindest für ein paar Stunden. Nicht zuletzt, weil die hübsche HD-Grafik im Zusammenspiel mit der harmonischen Titelmusik sowie der unkomplizierten Bedienung ein charmantes Gesamtpaket ergibt. Lediglich die mühsame PlayStation-Move-Steuerung ist für jene Passagen, in denen schnelle Reaktionen gefragt sind, zu schwammig ausgefallen.

Fazit: Ich habe Toki Tori damals schon auf meinem iPhone durchgespielt und bin jetzt noch mal auf der PlayStation 3 mit dem knuddeligen Flattermann auf Eiersuche gegangen – und das in der Weihnachtszeit! Das unkomplizierte Spielprinzip ist einfach zu erlernen, stellt mich aber ständig vor neue Herausforderungen. Besonders bei den schweren Zusatzmissionen habe ich länger gebrütet, als so manche Glucke auf dem Bauernhof. Wer auf Rätselspiele steht und zwischen den hochkarätigen Titeln noch Zeit für ein PSN-Häppchen findet, der kann mit Toki Tori für knapp 4,50 Euro nichts falschmachen.





Goosegogs

26 04 2011

Nun stellt euch mal vor, ein noch junger Bursche, Schüler, verbringt seinen Nachmittag nicht mit Hausaufgaben oder Prüfungsbögen, sondern mit – ein Skandal! – Videospielen. Momentan beschäftigt sich Frederic Schimmelpfennig vor allem mit seinem eigenen Spiel: Goosegogs. Schon wieder ein Independent-Game. Und schon wieder ein gutes, denn die drollige Stachelbeeren-Hüpferei macht einfach Laune.

Mit Verlaub, aber so einzigartig ist die Spielidee von Goosegogs nicht. Mit einer Stachelbeere (englisch: Goosegog) hüpfen, rollen und knobeln wir uns durch schicke 2D-Landschaften, weichen feindlichen Knubbeln aus und bezwingen sie mit einer Art Wutlasso. Von einzigartig kann man wohl aber beim liebreizenden Design sprechen: Handgezeichnete Bäume wiegen sich im Rhythmus frohlockender Klimperklänge; auf dem Boden kugeln sich putzige Gog-Bällchen. Auch wenn der Look – ebenso wie der Spieltitel – zuweilen frappierend an das Knobelabenteuer World of Goo erinnert, schafft Goosegogs mit seinem Zusammenspiel aus Farbkontrast und melancholischem Charme eine ausserordentliche Atmosphäre.

Das Spielprinzip ist simpel, aufgrund einiger Schikanen aber ebenso knifflig. Mit den Pfeiltasten setzen wir unseren Gog in Bewegung, gesprungen wird mit der Leertaste. Die grundlegende Idee des Spielprinzips besteht nun darin, böse Stachelbeeren zu zermatschen. Drücken wir einen beliebigen Buchstaben der PC-Tastatur, färben sich die Augen unseres Pflückobstes rot, gleichzeitig ziehen wir eine Kette kleiner Wutwölkchen hinter uns her. Kommen die Feinde schliesslich mit unserem Wurmfortsatz in Berührung, werden sie aggressiv und zerplatzen. Das bringt Punkte, die sich zu denen addieren, die wir als Bonus innerhalb eines Zeitlimits ergattern. Nur mit einer gesunden Mischung aus Geschwindigkeit und Gegnertöten knacken wir die Punktvorgabe aller 45 Levels – bleiben wir unter dem Zähler, müssen wir unser Glück erneut versuchen.

Das Glück. Pah, das Glück ist eine Dirne. Die zunehmend happigeren Herausforderungen absolvieren wir meist nur durch – genau – üben, üben, üben. Oft sind wir zu langsam, springen versehentlich ins Verderben oder werden von malmenden Zahnrädern zu Beerenkompott verarbeitet. Wir müssen nämlich sparsam mit unserer Wutenergie umgehen, weil exzessiver Gebrauch zum vorzeitigen Ableben führt. Vorbildlich derweil: Betätigen wir die Eingabetaste, startet der Level von vorn – ganz ohne Ladezeiten, ganz ohne lästiges Menüaufrufen.

Goosegogs ist sehr kurz. Die fünf mageren Kapitel haben wir in weniger als drei Stunden durchgespielt. Die verstrichen dafür wie im Flug, denn Goosegogs wirft uns immer wieder in brenzlige Situationen. Später kommen zum Beispiel noch Kanonen hinzu, die uns am Weiterkommen hindern. An anderer Stelle hängen noch reife Beeren im Geäst, die uns zusätzlich von oben herab zusetzen. Wiederum andere springen, rollen oder bewegen sich gar nicht. Daher variiert auch das Spieltempo, an das wir uns mit unterschiedlichen Beerenformen anpassen müssen. Schon bald schalten wir neue Fruchtmutationen frei. Etwa einen steinharten Gog, der zwar flink unterwegs ist, sich aber träge steuern lässt. Optimal also, um beispielsweise die eingestreuten Zeitmissionen zu meistern.

Fazit: Es gibt ein soziales Dogma, das jedem von uns bekannt ist: Mit Essen spielt man nicht. Im Falle von Goosegogs aber muss ich mit dieser Ethik brechen, denn das Hüpfen durch die zauberhaften 2D-Kulissen macht auch mit Stachelbeeren ungeheuren Spass. Die Idee ist simpel, aber unverbraucht und unterhält während der kurzen Kampagne auf hohem Niveau. Leider konnten wir nur die PC-Version ausprobieren; von den iOS-Varianten, die schon in den Startlöchern stehen, haben wir indes noch nichts gesehen. Wir prophezeien aber eine intuitive Bedienung, die das originelle Spielprinzip von Goosegogs noch stärker hervorheben dürfte.